Wärme aus heimischen Wäldern
Vor zehn Jahren wurde die Holzschnitzelheizung in Birrwil in Betrieb genommen. Sie produziert Wärme mit Holzschnitzeln aus heimischen Wäldern und versorgt damit verschiedene Liegenschaften in Birrwil. Anlässlich des Erzähltals 2023 luden Mathias Strobel und der Verkehrsverein dazu ein, sich die Holzschnitzelheizung aus nächster Nähe anzusehen.
Rund 40 Personen folgten der Einladung zum Birrwiler Erzähltalanlass. Mathias Strobel, der die Holzschnitzelheizung inzwischen seit vier Jahren betreut, führte die Gäste in zwei Gruppen durch die Anlage. Dabei folgten sie dem Weg des Häckselguts vom Schnitzelsilo bis zu den Brennkammern.
«Wir wollen kurze Wege!» Darauf legt Mathias Strobel besonderen Wert. Deshalb kommt der biogene Festbrennstoff aus den heimischen Wäldern und wird in Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb aargauSüd produziert. Bauern aus der Umgebung transportieren die Hackschnitzel bis ins Schnitzelsilo, wo die Holzschnitzel frisch bis feucht gelagert werden.
Ca. 1500 m3 (900 Tonnen) Schnitzel werden pro Heizsaison verbraucht; das entspricht etwa 125'000 Litern Heizöl. Sie werden vom Schnitzelsilo über eine Förderanlage bis in die Brennkammern der Heizkessel transportiert.
Dort werden sie verbrannt und so wird das Wasser erwärmt, das ca. 100 angeschlossene Wohneinheiten beheizt. Damit ist die Anlage aber noch nicht ganz ausgelastet. Das ein oder andere Einfamilienhaus könnte noch angehängt werden. Für eine Überbauung in der Grösse der Goldenen Wand würde die Kapazität aktuell allerdings nicht mehr ausreichen.
Besonders anspruchsvoll ist der Betrieb der Holzschnitzelheizung in den Übergangszeiten. Mathias Strobel weiss genau, wie er die Heizkessel, die verschiedene Leistungen erbringen, in Betrieb nehmen muss, damit sie ausgelastet sind. Tatsächlich werden beide Heizkessel nur in den kältesten Monaten gleichzeitig betrieben. Im Sommer wird das System sogar komplett abgeschaltet. Verschiedene Lösungen in den angeschlossenen Liegenschaften sorgen dann dafür, dass dort trotzdem heisses Wasser aus den Leitungen kommt.
Für solch eine Heizanlage muss ein effizienter und zuverlässiger Betrieb sichergestellt werden. Deshalb ist die Anlage mit verschiedenen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet, die automatisch eine Systemmeldung erzeugen, wenn ein ungewöhnliches Ereignis eintritt. So überwachen Sensoren beispielsweise den Transport der Hackschnitzel bis zur Brennkammer und melden, wenn der Transport nicht mehr korrekt funktioniert. Aber auch dabei kann es zu Irrtümern kommen: Wenn zum Beispiel ein mit Harz bedeckter Hackschnitzel einen Sensor auf dem Transportweg verklebt. Dies gaukelt dem System vor, dass genügend Holzschnitzel auf dem Weg zur Brennkammer sind. Meldet dann der Heizkessel, dass es eine Funktionsstörung gibt, muss Mathias Strobel auch schon mal zur Schaufel greifen und die Brennkammer manuell befüllen, bis der Transport wieder automatisch läuft.
Die aus der Verbrennung resultierenden ca. 3.4 Tonnen Asche werden nicht einfach entsorgt, sondern ganz in der Nähe weiterverarbeitet. Allerdings ist diese Asche nicht mehr für den Garten geeignet, wie man dies beispielsweise von Holzasche aus Kaminen kennt. Die Hackschnitzel werden dazu in der Brennkammer zu hoch erhitzt. «Die Asche ist ‘tot',» erklärt Mathias Strobel, wird aber aufbereitet und kann in der Zementproduktion noch weiter genutzt werden.
Trotz Betrieb sieht man am Erzähltal-Tag keinen Rauch aus dem Schornstein steigen. Dafür, dass die Treibhausgasemissionen reduziert werden, sorgt ein grosser Elektrofilter, in dem der Rauch mehrmals gefiltert wird, bevor er die Anlage verlässt.
Die Holzschnitzelheizung stellt also eine nachhaltige und umweltfreundliche Lösung für die Beheizung von Gebäuden dar, die noch dazu die Heizkosten reduziert. Sie ist damit eine Alternative zu Heizsystemen, die fossile Brennstoffe verwenden, die nicht erneuerbar sind und deren Förderung, Transport und Verarbeitung negative Auswirkungen auf die Umwelt haben können.
Vielleicht können die Erfahrungen in Birrwil anderen Gemeinden als Inspiration dienen, ähnliche nachhaltige Heizsysteme einzuführen.